Aktuelles liga-bw
04 Nov.

Aus dem Landkreis Göppingen wurde kürzlich bekannt, dass für den Haushalt 2026 umfassende Kürzungen im Sozialbereich vorgesehen sind. Die Liga-BW warnt vor den gravierenden negativen Folgen für die Menschen im Landkreis ebenso wie für den sozialen Zusammenhalt und die Wirtschaft. Für das politische Agieren appellieren die Verbände trotz schwieriger Finanzsitation der Kommunen ein partnerschaftliches Miteinander. Denn im Dialog können die Herausforderungen bewältigt werden. 

Der Landkreis Göppingen will im Haushalt 2026 ganze neun Millionen Euro im sozialen Bereich streichen; über 15 Millionen sollen insgesamt eingespart werden Sollte der Kreistag der Kürzung am 12. Dezember zustimmen, stehen wichtige soziale Leistungen wie die Suchthilfe, die Psychologischen Beratungsstellen, Schulsozialarbeit oder Pflegeberatung vor dem Aus. Die Liga-BW warnt vor den gravierenden negativen Folgen für die Menschen im Landkreis Göppingen ebenso wie für den sozialen Zusammenhalt und die Wirtschaft.

Besonders das Vorgehen der Landkreisverwaltung hält die Liga der freien Wohlfhartspflege in Baden-Württemberg für irritierend: Statt mit den Sozialpartnern vor Ort nach tragfähigen Lösungen zu suchen, landete der soziale Kahlschlag ohne Debatte auf den Tisch des Kreistags. „Die finanziellen Engpässe der Kommunen sind real, doch die Erfahrung zeigt uns: Mit Gesprächsbereitschaft und gemeinsamen Lösungen lassen sich soziale Leistungen auch in schwierigen Zeiten sichern.“, so Beatrix-Vogt-Wuchter, Vorsitzende der Liga-BW. Diese Gespräche führt die Kreisliga im Landkreis Göppingen nun mit den Kreisrät:innen. Sie fordert einen offenen Prozess auf Augenhöhe zwischen Verwaltung, Politik und den sozialen Trägern vor Ort.

Wegfall von sozialen Angeboten destabilisiert gesamtes regionales Hilfesystem

Die Vorschläge der Landkreisverwaltung sehen eine nahezu 100-prozentigen Mittelkürzung beispielsweise bei folgenden Angeobten vor:

  • Suchtberatung
  • Paar-, Familien- und Lebensberatung
  • 12 Familientreffs
  • Offene Kinder- und Jugendarbeit
  • Ehe-, Familien- und Erziehungsberatung
  • Tagespflege für Kinder unter 6 Jahren
  • Pflegeberatung
  • Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen & SBBZ
  • Kreismedienzentrum
  • Schwangerschafts- und Familienberatung

„Der Wegfall dieser Angebote hat fatale Folgen – nicht nur für die betroffenen Klient:innen, sondern für das gesamte regionale Hilfesystem“, warnt die Vorsitzende der Liga-BW, Beatrix Vogt-Wuchter. Die Kürzungen träfen alle Menschen, die im Landkreis Göppingen auf Unterstützung angewiesen sind:

  • Gerade für junge Menschen und Familien oder Menschen mit besonderem Hilfebedarf sind die genannten Angebote entscheidend. Durch einen „Versorgungsstau“ bei Ärzten und Psychologen verbleiben Kinder, Jugendliche und Erwachsene länger in präventiven Angeboten wie Schulsozialarbeit, psychologischen Beratungsstellen, Familientreffs oder Offener Kinder- und Jugendarbeit. Hier erfahren sie Stabilisierung und eine Basisversorgung.
  • Prävention ist langfristig günstiger als spätere Krisenbewältigung. Und gut erreichbare Beratungsangebote entscheiden oft darüber, ob Probleme bei Betroffenen wachsen oder sich Wege öffnen.
  • Studien belegen den Nutzen präventiver Angebote bspw. in der Suchthilfe deutlich: Jeder investierte Euro spart rund 17 Euro an Folgekosten. Ohne Prävention steigen die Ausgaben für Sozialhilfe, Krankenhaus, Polizei und Justiz. Fällt die Prävention weg, werden Menschen auf angrenzende Hilfesysteme verlagert, manche landen im Extremfall auch in der Obdachlosigkeit. Die persönlichen Krisen und Notlagen der Betroffenen verschärfen sich dramatisch.

Soziales als Standortfaktor für nachhaltige Entwicklung der Region

„Wir müssen uns in diesen Zeiten knapper Kassen fragen, wie ein Sozialstaat für alle gestaltet und gesichert werden kann“, sagt Beatrix Vogt-Wuchter. „Ein pauschaler Kahlschlag hilft nicht – er schadet kurzfristig den Menschen und Einrichtungen in Göppingen und langfristig auch den öffentlichen Kassen und der Wirtschaft”, so die Liga-Vorsitzende. „Darum fordern wir einen Dialogprozess in Göppingen, so wie wir ihn in der Vergangenheit und auch in anderen Landkreisen gepflegt haben.”

Wenn soziale Sicherungssysteme ausgehöhlt werden, treffe das längst nicht mehr nur die Schwächsten. Auch die Mittelschicht könne sich dann nicht mehr auf ein Netz verlassen, das im Fall von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Alter oder psychischer Belastung trägt. „Jeder kann in eine Notlage geraten!“, mahnt die Liga-Vorsitzende. Ein starkes Bekenntnis zum Sozialstaat sei deshalb nicht weniger als eine Investition in sozialen Frieden und wirtschaftliche Stabilität. Soziale Teilhabe fördere stabile Lebensbedingungen, Bildung und Leistungsfähigkeit. Sozialer Zusammenhalt sei heutzutage ein Standortfaktor.

Solidarität für Soziales: Aufruf zur Demonstration in Göppingen

Die Verbände der freien Wohlfahrtspflege in Göppingen rufen gemeinsam mit den freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe am Freitag, den 07. November 2025 zu einer Demonstration auf. An diesem Tag findet die 2. Lesung des Haushaltes im Landratsamt mit den Haushaltsreden der Fraktionsvorsitzenden der Kreistagsfraktionen statt. Die Verbände mobilisieren unter dem #LöwenherzStattSparpolitik zu einem Demonstrationszug ab 12.30 Uhr vom Bahnhof Göppingen aus. Der Zug endet auf dem Vorplatz des Landratsamtes Göppingen.